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Sommer 2025
Die wesentlichen Arbeiten der Sommersaison 2025 erstreckten sich über die Komplettierung der Arbeitsplattform der Turmbesatzung und den Beginn der Arbeiten am Lenkgetriebe.
Im letzten Bericht hatte ich bereits auf die teilweise sehr schlechte Passgenauigkeit und die Notwendigkeit von umfangreichen Nacharbeiten hingewiesen. So mussten z.B. Abstandsblöcke an die Traverse geschweisst werden, damit die Aussenkanten der benachbarten Segmente passten, und diese Blöcke später mit Blechstreifen abgedeckt werden.

Die grosse Öffnung im vorderen linken Segment ist für die Pedaleinheit, mit der der Richtschütze die Drehrichtung und -geschwindigkeit bestimmen kann. Die Einheit war bei unserem Tiger vorhanden, jedoch fehlten einige Teile unterflur. Die konnten wir aber nach Originalen nachbauen, die uns ein befreundetes Museum ausgeliehen hatten.
Auf den Bildern sind zu sehen:
Der Richtschützensitz mit dem nach vorn klappbaren Drehrad und dem Handhebel an der linken Seite, mit dem ebenfalls Drehrichtung und -geschwindigkeit eingestellt werden können.

Die Abdeckung hinter dem Sitz, unter der sich eigentlich ein Kompressor für die Erzeugung der Druckluft zum Rohr ausblasen befinden sollte. Der fehlt aber bei uns. Das zylindrische Gefäss hinten ist der Druckluftbehälter.
Das Flüssigkeitsgetriebe zur Turmdrehung in grau mit dem Hebel zur Herstellung und Trennung des Kraftschlusses über eine Lamellenkupplung vom Antrieb durch den Motor. Noch nicht montiert ist ein Stück mit einer Riemenscheibe, die den Kompressor antreiben soll.
Rechts vorne das Unterteil des Höhenrichtwerks zur Geschützhöhenverstellung. Diese Einheit fehlte bei uns komplett. Wir erhielten einige Teile des Richtwerks als Reproduktionen, aber die Zahnräder im Innern des Gehäuses fehlten. Glücklicherweise fanden wir heraus, dass das Höhenrichtwerk des Jagdpanthers, den wir in unserem Bestand haben, im Grunde das Gleiche ist. Björn ist jetzt dabei, die fehlenden Teile nachzufertigen, sodass wir danach zwei vollständige Richtwerke haben. Das wird sich aber noch etwas hinziehen.
Das Lenkgetriebe gehört mit dem Schaltgetriebe und dem Motor zu den gewichtigsten Teilen des Tigers, und ich meine das nicht nur hinsichtlich des Gewichts. Schalt- und Lenkgetriebe bilden eine Einheit. Sie können zwar getrennt revidiert werden, können aber nur als Einheit getestet werden und funktionieren nur zusammen. Der Grund ist, dass beide einen gemeinsamen Ölkreislauf haben und sich die notwendigen Pumpen im Schaltgetriebe befinden.
Nachdem eine Fachfirma sich bereit erklärt hat, beide Getriebekomponenten zu revidieren und das Schaltgetriebe schon seit einiger Zeit wieder im Museum steht, ergab es sich aus bestimmten Gründen, dass das Lenkgetriebe im Originalzustand wieder zu uns zurückkam und wir uns gezwungen sahen, die Überarbeitung selbst zu übernehmen.
Beim Lenkgetriebe handelt es sich um ein sog. Überlagerungsgetriebe mit zwei Radien. Es funktioniert nicht wie eine Autolenkung, die eine stufenlose Lenkung um eine Kurve herum gestattet. Ein Zwei-Radien-Getriebe hat nur zwei feste Lenkkreise. Mit der Anzahl der Gänge des Schaltgetriebes, in unserem Fall acht, ergeben sich also in Abhängigkeit der Drehzahlen 2 x 8 gleich 16 theoretische Radien. Damit sollte jede Kurve zu meistern sein.
Im Gegensatz zum Schaltgetriebe existieren nur sehr wenig technische Unterlagen zum Lenkgetriebe. Darum haben sich viele Leute viele Gedanken gemacht, wie das Projekt anzugehen sei. Einige waren der Meinung, möglichst wenig an dem Getriebe zu machen aus Angst, etwas falsch zu machen. Es gipfelte in dem Vorschlag, das Lenkgetriebe doch so, wie es ist, wieder einzubauen.
Letztlich haben sich die Vernünftigen durchgesetzt und das Getriebe wird jetzt langsam und Schritt für Schritt zerlegt, so viel wie nötig, so wenig wie möglich, und bei jedem Schritt überlegen wir, warum es gerade so konstruiert ist und ob evtl. Toleranzen zu beachten sind.
Wir wollten, wenn möglich, abrasives Sand-strahlen vermeiden, stattdessen wurde oft Pulverstrahlen angewendet.

Zu sehen sind auf der Vorderseite die zwei Eingänge für die grosse Antriebswelle und einer weiteren, kleineren Welle darunter, ausserdem am Rand neben den Zentrierbolzen und Bohrungen für die Verschraubungen einige Öffnungen der Ölleitungen. Beide Getriebe sind ohne Dichtung miteinander verbunden.
Der Ausbau des grossen Antriebsrades und die Aufarbeitung der Gelenkwellen war eine einfache Einstiegsarbeit. Das grosse Antriebszahnrad liegt beim Tiger II-Getriebe innen, beim Tiger I ist es aussen.

Die Gelenkwellen werden durch Federdruck von innen in die Vorgelege gedrückt und über die Verzahnung der Kraftschluss hergestellt.
Nach Abnehmen des Deckels auf der nach Einbausicht in den Tiger hinteren Seite ergab sich folgendes Bild:
