Weitere Berichte:
Sommer 2023
Winter 2022/23 Arbeiten am Turm
Winter 2021/22 und Sommer 2022 Arbeiten am Turm
Winter 2020/21 und Sommer 2021: Turm, Elektrik und Wanne
Winter 2019/20 und Sommer 2020: Turm und Elektrik

Winter 2021 / 2022 und Sommer 2022

Während des letztes Jahres haben wir ausschliesslich im Turm gearbeitet.

Ein weiteres, wiederhergestelltes Teil des Geschützes ist die Spannvorrichtung für den Verschluss, die links unten am Bodenstück befestigt ist. In einem zylindrischen Hohlkörper befinden sich die Öffner- und Schliessfeder für den Verschluss, die über einen seitlich angebrachten Hebel am linken Abweiser bei Rücklauf des Rohres gespannt werden. Björn hat die Einheit demontiert, die beiden gebrochenen Federn erneuert, und alles wieder gängig gemacht.

Da das Rohr nicht wieder wie nach einem Schuss zurücklaufen wird, kann auch die automatische Verschlussbewegung nicht mehr erfolgen. Dazu würden ausserdem sowieso mehrere Übertragungsteile fehlen. Wir werden uns trotzdem bemühen, die fehlenden Teile nachzubauen und ggf. eine manuelle Verschlussbewegung ermöglichen.

Im Turminneren haben wir die insgesamt vier Drehkranzabdeckungen aufgearbeitet und angebracht. Auf der linken Seite wird auf die Kranzabdeckungen ein von vorn bis hinten laufendes Stehblech geschraubt, das bei unserem Tiger allerdings fehlte. Wir haben die Masse anhand von Bildern abgeschätzt und das Blech nach Vorbild der beiden Bleche auf der rechten Seite gebaut. Rechts gibt es kein einzelnes, umlaufendes Stehblech, weil dies durch die Turmzurrung unterbrochen ist.

Das grösste Projekt war hingegen die Befestigung der abgetrennten Heckklappe.

Wir erinnern uns: Seinerzeit haben Harald und ich in einer einsamen Entscheidung beschlossen, die Klappe an den beiden Halteblöcken abzutrennen, da sie sich nur mit enormem Kraftaufwand bewegen liess. Der damalige Missmut weiter Kreise darüber hatte sich wieder gelegt, als die Klappe auf diese Weise wieder sehr schön gängig gemacht werden konnte. Björn hat zwei neue Blöcke angefertigt, damit konnte der Wiedereinbau beginnen.
Durch angepasstes Schweissen und einer Stange durch die Blöcke zur Fixierung konnten die Blöcke eingefügt und die Klappe letztlich mit wenig Nacharbeit befestigt werden.

Alle waren überrascht, wie leicht sie sich letztlich über den Torsionsstab bewegen lässt.

Mit der schönen neuen Klappe fällt der fehlende Verschluss der Feueröffnung in der Mitte der Klappe umso mehr auf. Leider fehlte dieser Verschluss bei uns. Wieder schlug die Stunde von Björn.
Anhand von Fotos dieses Verschlusses und verfügbaren technischen Zeichnungen hat er sich schrittweise über eine 2 D-Schablone und einem Holzmodell bis zu den endgültigen Massen des Verschlusses und des auf der Innenseite der Klappe befindlichen Verriegelungsstückes vorgearbeitet. Letztlich entstand so ein CNC-gefrästes Schmuckstück, welches eigentlich zu schade zum Einbau ist.

Im Vergleich dazu war die Montage der überarbeiteten Nahverteidungswaffe ein Kinderspiel.

Weitere Arbeiten im Turm betrafen die Restaurierung eines und Anfertigung eines zweiten Gestells für je 10 mit einer entsprechenden Pistole zu verschiessende Sprenggranaten.

Ferner wurden die beiden massiven Bleche zur Befestigung der Munitionshalterungen auf beiden Seiten hinten im Turm angebracht.
An jedem Blech werden 10 Halterarme angebracht, auf denen auf drei Ebenen insgesamt je 11 Projektile liegen: Vier unten und in der Mitte und drei auf der oberen Ebene.
Die Restaurierung der Arme wird das grosse Projekt für den kommenden Winter sein.

Als i-Tüpfelchen, oder Kerze auf der Torte, konnten die bei uns fehlenden Teile 12-Uhr-Anzeiger, Turmdeckenventilator und Kommandantenfussrate von einem anderen Museum ausgeliehen und reproduziert werden.
War die Fussraste noch vergleichsweise einfach anzufertigen, war der Ventilator deutlich anspruchsvoller. Speziell der merkwürdig geformte Propeller hatte es in sich. Der konkave Aussenkranz war glücklicherweise bei uns noch erhalten. Wir fanden wir einen Motor mit sehr ähnlichen Abmessungen, den wir in den dreineuen Haltearmen gut zentrieren konnten.
Der Schutzkorb war meine erste Lötarbeit, Gott sei Dank war das Original auch schief.

Die schwierigste Aufgabe war der 12-Uhr-Anzeiger, der die Turmstellung in Relation zur Wanne angibt. Das Gehäuse für die Skala konnte nicht einfach gedreht, gefräst oder gegossen werden, sondern musste 3-D-gedruckt werden.

Auch die anderen Teile des Innenlebens waren anspruchsvoll und erforderten wiederholtes Nacharbeiten, bis sie reibungslos liefen.
Die untere Abdeckung des Antriebszahnrades ist ein gutes Beispiel dafür, dass beim Tiger Schweissungen nicht ‘zu schön’ gemacht werden dürfen. An vielen Stellen am Tiger sind Schweissungen eher ‘hingerotzt’ und man sollte nicht der Versuchung erliegen, alles schön zu bearbeiten.